In der Grenzenlosigkeit des Seins
- Melanie Sattler
- 27. Jan. 2017
- 5 Min. Lesezeit
Meine Liebe für dich kennt keine Grenzen
Es ist so gut wie nichts mehr wie es einmal war – durch ein Baby verändert sich so einiges. Natürlich verändert sich zum einen die komplette Lebenssituation, da ist auf einmal ein neues Menschlein auf Erden und wächst mit mir gemeinsam in eine kleine neue Familie hinein. Dieses Menschlein wird plötzlich zum Mittelpunkt meiner Aufmerksamkeit und braucht mich um zu wachsen und um zu gedeihen, vor allem in den ersten Lebensjahren, bedingungslos und unumgänglich. Komme was da wolle.
Die Bedürfnisse dieses kleinen Menschen sind jetzt sozusagen meine Bedürfnisse und stehen für mich an aller erster Stelle. Doch auch viele andere Dinge verändern sich durch das kleine Wesen, in und mit mir. Sei es mein Körper der sich durch die Schwangerschaft und durch die Geburt der kleinen Sternenfee verändert hat, meine Art und Weise zu Sein und zu denken, meine Intuition hat sich durchaus sehr verfeinert und meine Kraft die so spürbar ist wie nie zuvor, sei es das Stillen oder beinahe schlaflose Nächte. Doch durch die tanzenden Hormone ist auch das, auch wenn sich durchaus manchmal Überforderung breit macht und die Nerven kitzeln, immer meisterbar. Manchmal ein Kinderspiel und manchmal auch alles andere als ein Zuckerschlecken und trotzdem immer wundervoll. Sei es der erste Wachstumsschub, diverse Entwicklungsschübe, sei es ein Blähbauch, sei es das Erleben all der neuen Körperfunktionen vor allem in den ersten Lebenswochen. Immer wieder spielt sich vieles erneut neu ein.
Doch das was sich ganz klar am allermeisten verändert hat ist der Rhythmus meines bisherigen Lebens, der sich ab Zeitpunkt der Geburt ganz und gar nach dem kleinen neuen Wesen richtet. Ich bin beinahe zeitlos und hab so gut wie kein Zeitempfinden mehr. Planen macht so gut wie keinen Sinn mehr, denn wozu planen, wenn mir mein Baby ab jetzt ganz klar meine eigenen Grenzen vorgibt und diese bestimmt. Noch nie wurde ich so an die Grenzen meiner Planungen förmlich getrieben.

Loslassen ist die Devise. Und durchatmen. Tieeeef durchatmen. Ich darf mich ab jetzt voll und ganz dem urnatürlichen Rhythmus meines kleinen Sternchens hingeben und mit ihr mitfließen und all meine bisherigen Vorstellungen wie es wann wie zu sein hat loslassen. Huch. Könnte ja durchaus auch sehr erleichternd sein, fiel es mir doch sonst oft so schwer von meinen Vorstellungen loszulassen :-)
So vieles aus meinem bisherigen Leben steht auf einmal Kopf und ist nicht mehr so wie es einmal war. Juhu. All meine Zeitpläne darf ich ab nun vergessen und außen vor lassen. All meine Erledigungen dürfen jetzt einmal warten und ad acta gelegt werden. Es gibt zu jetzigem Zeitpunkt fast nur mehr die Bedürfnisse meiner Tochter und alles andere darf sich bitte hinten anstellen. Ein Kind zu gebären bedeutet pure Hingabe. Immer und jederzeit. Ich habe jetzt keine Pläne mehr, ich spüre den Rhythmus den meine Tochter vorgibt und dem füge ich mich quasi. Aus grenzenloser Liebe zu ihr und ihren Bedürfnissen. Es gibt nur das Jetzt. Kein gleich und kein später – immer das Jetzt!
Es ist alles nur eine Frage des Loslassens. Der Hingabe. Bedingungslos. Ein Loslassen der Vorstellungen wie es zu sein hat. Und genau darin werde ich und werden wir gefordert. Was für eine Challenge manchmal :-) ich ertappte mich in den letzten Wochen immer wieder mal dabei, dass ich eine gewisse Vorstellung hatte wie etwas wann wie zu sein hat, am besten genau so wie es sich der Papagei in meinem Kopf ausmalt.
Quatsch. Ich muss gar nichts.
Es ist absolut irrrelevant ob meine Wohnung aufgeräumt ist, auf eine ganz bestimmte Art und Weise, ob ich bis zu dem Zeitpunkt wo mein Besuch bei der Türe hereinkommt etwas bestimmtes geschafft haben möchte oder mir wünsche, dass es einladend aussehen soll. All das hat ab jetzt keine Bedeutung und Wichtigkeit mehr. Viel wichtiger sind die Bedürfnisse meiner Tochter, die Bedürfnisse meiner Selbst, die Bedürfnisse meines Partners und die gemeinsamen Bedürfnisse. Denn zwischendurch hab ich ja immer wieder mal jede Menge Zeit um mich eben auch diesen Dingen zu widmen die meinem Kopf als so wichtig erscheinen. Und ich darf wieder mal loslassen, bevor ich ausbrenne, weil ich schon wieder zu viel gedacht habe und zu viele Vorstellungen hatte wie etwas wann wie zu sein hat ;-) Loslassen. Immer wieder in meinem Leben, und jetzt umso mehr, komme ich zu der selben Essenz – dem Loslassen. Denn sonst wird der Druck in einem immer größer und gewaltiger und beginnt sich zu entladen.
Denn wenn ich von all den Vorstellungen loslasse habe ich noch mehr Zeit um einfach loszulassen und mich hinzugeben und in die Grenzenlosigkeit hineinfallen zu lassen.
Außerdem ergeben die ganzen Vorstellungen sowieso keinen Sinn, denn oft will das Baby dann gar nicht so wie ich gerade will, denn während ich mir vorgenommen habe meinen Besuch zu empfangen und zu bewirten verlangt mein Baby hundert Prozent meiner Aufmerksamkeit, möchte gestillt werden oder wünscht sich einfach nur meine Nähe und absolute Präsenz. Oder die Windel ist wieder einmal ranzevoll und dann ist es meinem Baby egal was ich gerade für Vorstellungen oder Pläne habe. Die Windel ist voll. Mein Baby kennt meine Pläne nicht, es lebt bedürfnisorientiert und drückt seine Wünsche und Bedürfnisse immer dann aus, wenn sie gerade nach Ausdruck verlangen. Denn es spürt ganz genau was es braucht um glücklich und zufrieden zu sein :-)
Wir dürfen loslassen, wenn wir uns wünschen, dass unser Kind zufrieden und glücklich ist. Wir dürfen von unseren Vorstellungen und Plänen loslassen, denn nichts wird mehr so sein, wie es einmal war. Wir dürfen unsere Vorstellungen und Pläne um die Bedürfnisse des kleinen Wesens herum bauen und uns in erster Linie anhand dessen orientieren.
Und es wird uns mit der Zeit immer leichter fallen loszulassen, denn wenn wir mal unsere Pläne durchsetzen möchten und uns nicht nach dem Rhythmus unseres Kindes richten, werden wir spüren das summa summarum alles viel nervenaufreibender und unruhiger wird und es für alle Beteiligten angenehmer und leichter wird, wenn wir uns zumindest in den meisten Fällen nach den Bedürfnissen unseres Kindes richten.
Wir stillen es, wenn es hungrig ist, wir halten es nah bei uns wenn es das Bedürfnis nach Nähe verspürt, wir helfen beim einschlafen und beruhigen wenn es müde und schläfrig ist. Und wir werden spüren, dass ein zufriedenes Baby auch in uns für Ruhe und Ausgeglichenheit sorgt und unser Glückslevel durchaus erhöht, umgekehrt genauso.
Als wenn wir am Rande des Nervenzusammenbruchs und des Wahnsinns versuchen vehement unsere Pläne durchzuziehen, die uns ja nur eine Vorstellung in unserem Kopf vorgibt.
Loslassen und das Herz als Wegweiser ist der beste Begleiter. Und in Wirklichkeit ist es doch wunderschön, wenn wir uns ehrlich sind, dass wir unserem Baby schon von klein auf zu spüren geben dürfen, dass seine/ihre Bedürfnisse wichtig sind und deren Erfüllung nicht warten muss. Unser Baby spürt immer, ob wir mit unserer vollen Aufmerksamkeit präsent im Hier und Jetzt sind, oder ob wir in unseren Vorstellungen schon beim Wohnungsputz sind oder gedanklich schon unserem nächsten Termin nachjagen. Präsenz, pure Präsenz und Loslassen ist das um und auf.
In bedingungsloser Liebe und Achtsamkeit.
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