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WutzwergAlarm - wie kannst du dein Kind feinfühlig begleiten?

  • Melanie
  • 18. Jan. 2018
  • 6 Min. Lesezeit

Jede Mami, jeder Papi kennt es - das eigene Kind kommt in die Autonomiephase und plötzlich legt es nie da gewesene Verhaltensweisen an den Tag. Vielleicht nicht jedes Kind, aber die meisten Eltern werden bestimmt wissen wovon ich spreche und erleben womöglich Ähnliches.

Wir sind gerade in so einer Phase angekommen und genau aus diesem Grund wollte ich tiefer in dieses Mysterium eintauchen um es besser begreifen zu können, was denn eigentlich wirklich in unseren kleinen Zwergen in solchen Momenten passiert. Aber vor allem um meinen kleinen Schatz bestmöglich begleiten und unterstützen zu können, denn eines war mir klar, unsere Kinder machen das auf keinen Fall um uns zu ärgern, ganz bestimmt nicht. So weit war ich schon gekommen :-)

Glücklicherweise bin ich auf ein sehr hilfreiches Buch gestoßen.

Katja Seide und Danielle Graff, welche beide zusammen den Blog „Das gewünschsteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn“ schreiben, haben auf Wunsch der vielen Leser ein Buch geschrieben, was genau den selben Titel wie ihr Blog trägt: „Das gewünschsteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn.“

Das Buch kam genau im richtigen Moment in unser Leben, als meine Tochter Inaara 1 Jahr alt wurde. Das war so ziemlich genau der Übergang in eine neue Ära sozusagen :-) willkommen im nächsten Level des Mama Kind Daseins :-) es kam immer wieder mal vor, dass sie regelrechte Wutanfälle bekam, wenn etwas nicht so lief, wie sie sich das vorstellte und mein kleiner Sonnenschein zu einem richtigen Zornpinkal mutiert ist. Diese plötzliche Zornphase hat mich des öfteren an eine nervliche und emotionale Klippe gebracht und auch mich selbst immer öfter wütend gemacht.

Ich wollte Lösungen finden, wie ich mein Kind nachhaltig begleiten kann und auch selbst aus der Wut aussteigen kann. Statt selbst Tobsuchtsanfälle zu bekommen wollte ich gelassen bleiben und mich durch solche Situationen weniger stressen lassen. Ich wollte gemeinsam mit meiner Tochter durch diese Phase wachsen und das miteinander liebevoll und achtsam schaffen und durchleben. Im gegenseitigen Verständnis und mit liebevollen und bewussten Umgang zueinander.

Um genau hier an dieser Stelle anzusetzen, dabei hat mir dieses Buch, besser gesagt, hilft mir dieses Buch, gerade sehr. Es waren und sind einige wunderbare Inputs und Aha Erlebnisse für mich dabei, auch wenn ich alles schon immer sehr hinterfrage und reflektiert in dieser Hinsicht bin, sind in diesem Buch zudem neuste Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung und es hilft einem unglaublich aus den eigenen Mustern auszusteigen und herauszuwachsen.

Mir persönlich hat es sehr geholfen und wird es wahrscheinlich in Zukunft auch sehr helfen, die Trotzphasen meiner Tochter als wichtige Entwicklungsetappe anzunehmen und anstelle des Drucks, der wie wir ja alle wissen nur Gegendruck erzeugt, aktiv anzunehmen was jetzt gerade ist und gemeinsam mit meinem kleinen Wutzwerg neue, achtsame Wege zu gehen.

Meine bisherigen Aha Momente möchte ich gerne in diesem Blogbeitrag mit euch teilen und euch keinesfalls vorenthalten was ich bisher mitnehmen durfte. Ich werde die wichtigsten Punkte in diesem Beitrag für euch zusammenfassen und freue mich, wenn er auch euch mit mehr Gelassenheit und guter Laune durch diese Phase bringt. Es wird wohl auch eine Fortsetzung geben, da ich selbst erst mitten im Lesefluss bin, doch so begeistert, dass ich nicht warten kann, ehe ich es mit euch teile :-)

Da wären wir nun, angekommen in der Autonomiephase.

Bei vielen Kindern beginnt sie erst mit etwa 2 Jahren, doch ich darf, so wie viele andere Eltern auch, höchstpersönlich miterleben, dass diese Phase auch schon viel früher beginnen kann, meist sobald Kinder auf ihren eigenen Beinchen stehen. Bei uns begann diese Phase mit genau 1 Jahr und machte sich bemerkbar, als Inaara wegen vermeintlichen Kleinigkeiten wütend wurde. Ich wusste in manchen Momenten gar nicht so recht wie mir gerade geschah und war manchmal etwas fassungslos, vor allem weil es für mich keinen ersichtlichen Grund gab, in vielen dieser Momente. Meist in Situationen, in denen ich beide Hände brauchte, weil ich gerade mit dem Kochen beschäftigt war, oder wir den Walkoverall anzogen, oder etwas nicht sofort so geschah wie sie sich das gerade vorstellte. Manchmal war sie in ihrer Emotion richtig gefangen. Und erst dieses Buch hat mir geholfen zu verstehen warum das so ist und wie ich in solchen Momenten ihr gut zur Seite stehen kann ohne es noch zusätzlich anzuheizen und mit meinem Verhalten zu verschlimmern.

Um nicht zu weit auszuholen, schildere ich es kurz und prägnant. Unser Gehirn teilt sich in zwei Teile. Zum einen in das emotionale Gehirn und zum anderen in das kognitive Gehirn. Um es jetzt nur grob einzuteilen.

Unser emotionales Gehirn, auch limbisches System genannt, reagiert in Sekundenschnelle und stellt Gefahren fest, es reagiert unwillkürlich und direkt auf Reize aus der Umwelt. Es zählt zu den älteren Teil unseres Gehirns und verbindet uns mit unserem animalischen Ursprung, weshalb es uns instinktiv reagieren lässt und in Windeseile abwägt ob unser Überleben in irgendeiner Art und Weise gefährdet ist. Die Hauptaufgabe ist das Verarbeiten von Emotionen.

Das kognitive Gehirn, auch Neokortex genannt, reagiert rational und analysiert, es ermöglicht uns bewusst Entscheidungen zu treffen. Es ist dafür zuständig logisch zu denken und die Vor- und Nachteile einer Situation abzuwägen. Es ist außerdem für das Sprachzentrum zuständig, um das richtige Wort in einer Situation zu finden oder nach dem ersten Schock durchzuatmen und die Ruhe zu bewahren. Der Stirnbereich wird präfontaler Kortex genannt und ist besonders wichtig und hoch entwickelt, denn er steuert Funktionen des Körpers, die uns Menschen ausmacht, zB. Emphatievermögen, Konzentration, Zukunftsplanung, usw.

Das emotionale Gehirn kann interessanterweise das kognitive lahm legen und abschalten. Wenn zB. die Emotionen Überhand nehmen, würde das emotionale Gehirn über längere Zeit hinweg die Führung des kognitiven Gehirns übernehmen, das bedeutet, dass die analytische Funktion sehr eingeschränkt wäre dadurch. Reaktionen werden impulsiver und emotionaler und es ist in Stresssituationen keine Balance mehr zwischen den beiden Gehirnteilen vorhanden.

Da bei Kleinkindern das emotionale Gehirn noch sehr stark dominiert, reagieren sie natürlich auch in erster Linie sehr emotional und wenig rational. Wenn somit ein Kleinkind in eine Stresssituation gerät, welche für das Kind stark stressauslösend ist, blockiert das kognitive Gehirn und das emotionale Gehirn übernimmt die Führung. Das Kind ist überwältigt und oftmals komplett außer sich. Solche Situationen können beispielsweise durch ein „Nein“ ausgelöst werden oder durch Mimik und Gestik von uns Erwachsenen. Unsere Kinder sind Profis im Erkennen unserer Mimik und Gestik, eben weil sie so emotional gepolt sind und sehr intuitiv entscheiden. Die Stressregulation ist bei Kleinkindern in solchen Momenten außer Betrieb und auch Beruhigunsversuche aller Art scheitern in solchen Momenten förmlich.

Wie als würde unser Kind ein Schleier umgeben und selbst Worte erreichen es nicht, wie auch, das kognitive Gehirn, das auch für die Sprachfunktion zuständig ist, ist blockiert und nicht zugänglich. Es gibt keine Möglichkeit zu unseren Kindern durchzudringen und sie zu erreichen, schon gar nicht mit Worten. Die einzige Möglichkeit ist selbst ruhig zu bleiben, einzuatmen, wieder auszuatmen, das tobende Kind in den Arm zu nehmen und Körperkontakt aufnehmen, durch das stresshemmende Hormon Oxytocin, welches dabei ausgeschüttet wird, kann sich das Kind schön langsam aber sicher wieder beruhigen. Wenn ein Kind keinen Körperkontakt möchte, ist die Mimik und Gestik von uns Erwachsenen ausschlaggebend und zielführend um das Kind dabei zu unterstützen aus seiner Wut wieder herauszufinden. Das emotionale Gehirn empfängt diese liebevollen Botschaften und kann sich so wieder zurück ins Hier und Jetzt holen und schrittweise beruhigen.

Da die Stressregulation bei unseren kleinen Zwergen in diesem Alter noch nicht funktioniert, sind es wir Erwachsene, welche dafür zuständig sind unser Kind, eben genau in diesen emotional sensiblen Momenten, die bestmögliche emphatische Stütze zu sein, so dass unsere Kleinen aus diesen emotionalen Gewässern wieder herausfinden, auf behutsame und sanfte Art und Weise. Die Eigenregulation ist in dieser Autonomiephase, welche im Alter zwischen einem und vier Jahren stattfindet, in den meisten Stresssituationen regelrecht überfordert. Fremdregulation ist das A und O um die Eigenregulation zu unterstützen und zu fördern. In dieser Autonomiephase erleben Kleinkinder den wichtigsten Abschnitt des Erlernens von Stressbewältigung.

Ich für meinen Teil, sehe es als meine Aufgabe als Mama, meine Tochter in solchen Situationen feinfühlig zu begleiten und ihr die Hand zu reichen, sie mit der Bewältigung ihrer Emotionen auf keinen Fall alleine zu lassen, ehe sie keine anderen Stressbewältigungsstrategien entwickelt hat. Es ist gerade in dieser Phase unsere Aufgabe gemeinsam mit unseren Zwergen eine gute, vertrauensvolle Basis für die Zukunft zu bilden, auf der sich alles weitere aufbauen kann und in meinen Augen legen wir genau hier den Grundstein für deren Zukunft.

Wir dürfen die Balance finden zwischen Überbehüten und Alleinlassen.

Schon alleine dieser erste Part hat mir persönlich so sehr und tief geholfen, vieles viel mehr und tiefer verstehen und begreifen zu dürfen und meine Reaktion hat sich seither schon unglaublich verändert.

Ich freue mich im nächsten Blogbeitrag noch mehr davon teilen zu dürfen und hoffe euch mit diesem Beitrag schon viel für euren Alltag und eure Reise mit den kleinen Zwergen mitgegeben zu haben.

Herzliche Grüße, eure Melanie


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